MS & Kinderwunsch

Die Diagnose Multiple Sklerose ist kein Hinderungsgrund für den Kinderwunsch. Ganz im Gegenteil. MS wirkt sich auch nicht auf die Fruchtbarkeit aus.
Eine Schwangerschaft trotz MS wirkt sich positiv auf die werdende Mutter und nicht negativ auf das Baby aus.

Genauer wird es im Film “MS & Kinderwunsch” erklärt:

(Quelle: aktiv mit MS)

 

Sie sind jung, haben vielleicht gerade den Partner bzw. die Partnerin für das Leben gefunden – und nun die Diagnose MS.
Heißt das nun, dass man die gewünschte Familienplanung ganz über Bord werfen und auf Kinder verzichten muss?
Nein, zum Glück ist das nicht so. Auch mit MS kann man eine eigene Familie gründen.

Damit Sie das Elternsein von Anfang an genießen können, sollten Sie sich vor der Schwangerschaft mit den Veränderungen, die das Leben mit einem Kind mit sich bringen wird, auseinandersetzten. Es ist wunderschön ein Kind aufwachsen zu sehen, manchmal erfordert es allerdings auch viel zusätzliche Kraft und Energie im Alltag. Knüpfen Sie frühzeitig ein enges Netzwerk aus Helfern, die Sie während der Schwangerschaft und danach begleiten und Sie bei dieser Aufgabe unterstützen, wenn es mal nötig wird. Dies können Familienangehörige, Freunde und Nachbarn, eine Hebamme oder eine Familienhelferin (z. B. von der Caritas oder Diakonie) sein. Auch von staatlicher Seite gibt es  Möglichkeiten zur Unterstützung.

Im Folgenden beantworten wir einige häufig gestellte Fragen und informieren Sie über wichtige Besonderheiten, die sich durch die MS ergeben.

 

Ist MS vererbbar?

Nein, direkt erblich ist die MS nicht. Allerdings kann die Veranlagung dazu, MS zu bekommen, vererbt werden. Das Risiko steigt an, wenn beide Partner MS haben. Dies heißt aber wiederum nicht, dass jeder, der die Veranlagung hat, auch wirklich MS bekommt. Dafür spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle. Die genauen Wechselbeziehungen zwischen ererbter Anlage und Umwelt sind noch nicht aufgeklärt. Die genauen Zahlen:

  • Das MS-Risiko in der Gesamtbevölkerung liegt bei 0,05 bis 0,1 %.
  • 87,3 % der Menschen mit MS haben keine an MS erkrankten Verwandten (Daten des MS-Registers der DMSG, Stand 09.05.2014).
  • Bei Kindern mit einem an MS erkrankten Elternteil liegt das MS-Risiko bei lediglich 2 bis 4 %.

Bleibt die Zeugungsfähigkeit bei Männern trotz MS erhalten?

MS führt nicht zur Zeugungsunfähigkeit. Allerdings haben viele Männer zweitweise Erektionsstörungen, die einer gewünschten Familiengründung im Wege stehen können. Ursachen können u. a. Spastiken, Muskelschwächen oder Nebenwirkungen von Medikamenten sein. Erektionsstörungen lassen sich jedoch gut behandeln.

 

Hat eine Schwangerschaft bei MS besondere Risiken?

Männer und Frauen mit MS können genauso Eltern werden wie Gesunde. Es gibt keine speziellen Risiken, wegen der MS-kranke Männer keine Kinder zeugen oder MS-kranke Frauen nicht schwanger werden könnten.

Frauen mit MS bekommen genauso häufig ein gesundes Kind wie Frauen ohne MS (ca. 95 %). Die Schubhäufigkeit scheint während der Schwangerschaft eher abzunehmen. Die meisten Frauen fühlen sich in dieser Zeit sogar ausgesprochen wohl.

Allgemeine Schwangerschaftsprobleme, wie z. B. Blasenbeschwerden, treten auch bei gesunden Frauen auf, wenn bei fortgeschrittener Schwangerschaft das Kind auf die Blase drückt. Dies kann allerdings bei Frauen, die schon vor der Schwangerschaft eine Blasenschwäche hatten, ausgeprägter sein.

 

Was ist bei der Planung der Schwangerschaft zu beachten?

Nicht jeder Zeitpunkt ist günstig für eine Schwangerschaft. Es ist ratsam, eine geplante Schwangerschaft mit Ihrem Frauenarzt und Ihrem Neurologen zu besprechen. Der letzte Schub sollte längere Zeit zurückliegen. Frauen mit einer sehr hohen Schubfrequenz sollten zunächst lieber abwarten, ob sich diese durch geeignete Medikamente verringern lässt, da sonst die Gefahr eines Schubes in der Schwangerschaft zu groß ist.

Da einige Substanzen, die in der MS-Behandlung eingesetzt werden, das Ungeborene schädigen können, wird eine Unterbrechung der Therapie meist schon vor Beginn einer Schwangerschaft, spätestens aber mit Schwangerschaftseintritt, empfohlen.

Die Medikamenteneinnahme vor und während der Schwangerschaft sollte mit dem behandelnden Arzt geplant werden, auch falls es während der Schwangerschaft zu einem Schub kommen sollte. Kommt es während der Medikamenteneinnahme zu einer ungeplanten Schwangerschaft, ist dies normalerweise kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch, eine intensivierte Ultraschallvorsorge (13. und 20. Schwangerschaftswoche) ist in solchen Fällen jedoch ratsam.

 

Was ist bei der Planung der Geburt zu beachten?

  • Planen Sie für den Geburtstermin gut voraus. Lassen Sie eventuell die Notwendigkeit einer vorbeugenden Schubbehandlung nach der Entbindung in Ihren Mutterpass eintragen.
  • Nehmen Sie unbedingt alle Vorsorgetermine wahr und setzen Sie sich frühzeitig mit der geburtshilflichen Klinik in Verbindung, in der Sie entbinden wollen. Von einer Hausgeburt wird Frauen mit MS abgeraten.
  • Informieren Sie den Arzt und die Hebamme, die Sie während der Geburt betreuen werden, über Ihre MS-Erkrankung. Hinterlegen Sie bei Ihrem Frauenarzt und in der Klinik auch die Kontaktdaten Ihres Neurologen.
  • Bei Frauen ohne größere körperliche Einschränkungen, steht einer natürlichen Geburt meist nichts im Weg.
  • Es ist möglich, dass Sie im Geburtsverlauf vorzeitig ermüden und Ihre Kräfte für eine natürliche Geburt nicht mehr ausreichen. Auch eine ausgeprägte Muskelschwäche oder Spastik können die Geburt erschweren. In solchen Fällen ist es hilfreich, wenn Sie im Vorfeld mit dem betreuendem Arzt besprechen, ob ein geplanter Kaiserschnitt sinnvoll ist.

Stillen oder nicht?

90 % der Frauen mit MS stillen ihr Baby. Die Daten zeigen, dass Stillen ein Schubschutz nach der Geburt sein kann. Auch in der Stillzeit empfehlen Ärzte, die verlaufsmodifizierende Therapie auszusetzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ca. 4–6 Monate voll zu stillen und nach dem Abstillen mit der MS-Therapie wieder zu beginnen.

Nach der Entbindung kann es vorübergehend zu einer Erhöhung der Schubrate kommen – etwa 30 % der Frauen erleiden in den ersten 3 Monaten nach einer Geburt einen Schub. Experten nehmen dafür die hormonelle Umstellung als Ursache an. Dies ist kein Grund zur Sorge, da gewöhnlich die Aktivität der MS dann wieder auf das Niveau von vor der Schwangerschaft zurückgeht. Eventuell auftretende Schübe können auch in der Stillzeit mit hochdosierten Kortikosteroiden (Kortison) behandelt werden. Danach wird allerdings eine Stillpause von 4 Stunden empfohlen.

Natürlich bedeutet das Stillen auch eine zusätzliche Belastung für den Körper. Es muss also jede Mutter für sich selbst entscheiden, ob die Ernährung mit der Flasche eventuell weniger anstrengend und kräftezehrend ist.
Sollte man nicht stillen, ist eine zügige Wiederaufnahme der MS-Therapie nach der Geburt empfehlenswert.

 

Weitere Informationen im Web:
www.ms-und-kinderwunsch.de

Bücher:
Hellwig, Kerstin: Sexualität und Schwangerschaft bei Multipler Sklerose. dmv 2011.
Georgieff, Georg S.: Satte Diagnose Multiple Sklerose. Der Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Maudrich 2009.

(Quelle: MSundICH)

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