Gefühlsstörungen

Häufige Gefühlsstörungen bei der Multiplen Sklerose

Bildergebnis für Gefühlsstörungen bei MS
Gefühlstörungen treten bei der Multiplen Sklerose sehr häufig auf.
Oft stehen sie am Beginn der Erkrankung, bleiben aber auch im weiteren Verlauf typisch. Die Gefühlsstörungen sind das häufigste Erstsymptom, dennoch werden sie oft zunächst nicht als Anzeichen einer Multiplen Sklerose erkannt, da sie sehr unterschiedlich ausgeprägt und unspezifisch sind und auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten können.

Beschrieben werden häufig ganz verschiedene, zum Teil eher diffuse Missempfindungen: Taubheitsgefühle, „Ameisenlaufen”, „unter den Fußsohlen ein Gefühl wie Watte”, „als ob mir ein Panzer den Brustkorb einschnüre”, Kälteüberempfindlichkeit oder „elektrisierende Schläge entlang der Wirbelsäule”.
Wird die Diagnose Multiple Sklerose Jahre später tatsächlich gestellt, erinnern sich viele Patienten häufig nicht mehr genau an diese früheren Symptome.

Missempfindungen sind am häufigsten
Die meisten Patienten, die unter Gefühlsstörungen leiden, berichten von spontanen Missempfindungen, die in der medizinischen Fachsprache Parästhesien genannt werden. Diese können sich als Taubheitsgefühl, aber auch mit Brennen oder Schmerzen bei schon geringen Berührungen unangenehm äußern. Betroffen sind häufig die Hände oder Füße. Diese Bereiche werden oft als handschuh- oder sockenförmig beschrieben, können aber auch eine fleckförmige Ausbreitung zeigen. Es werden verschiedene Formen der Parästhesien unterschieden:

1. OberflächenparästhesienÄhnliches Foto
Die Oberflächenparästhesien sind am häufigsten. Sie äußern sich in Form von „Ameisenlaufen” oder „Kribbeln”.
2. Tiefenparästhesien
Bildergebnis für TiefenparästhesienBei den Tiefenparästhesien empfinden die Patienten ihre Gelenke oft als eingeschnürt oder bandagiert. Außerdem gibt es das Gefühl, ein Band, Gürtel oder Panzer liege um den Brustkorb oder Bauch. Doch auch das Gegenteil kann auftreten: ein ballonartiges, aufgeblähtes Gefühl an Knie- oder Fußgelenken.
Andere Störungen wie das herabgesetzte Vibrationsempfinden, werden eher vom Neurologen bei seiner klinischen Untersuchung festgestellt. Betroffene bemerken solche Beeinträchigungen erst in fortgeschritteneren Stadien, wenn z.B. das Gehen in Dunkelheit unsicher wird.
3. Thermparästhesien
Bei Thermparästhesien handelt es sich Ähnliches Fotoum Kältemissempfindungen an den Extremitäten. Einige Patienten haben das Gefühl, ihre Extremitäten seien kalt, merken beim Abtasten aber selbst, dass dem nicht so ist. Andere Patienten nehmen Kälte an bestimmten Körperregionen besonders intensiv oder sogar schmerzhaft wahr (so genannte Kältehyperästhesien, Kältedysästhesien). Bei der Multiplen Sklerose sind sie eher seltener und müssen besonders auch an andere Erkrankungen denken lassen.


Ursache für die Oberflächen- und Tiefenparästhesien ist vermutlich, dass sensible Reize falsch kodiert im Thalamus ankommen. Der Thalamus ist sozusagen „die Empfangsstelle” dieser Informationen im Gehirn. Bei der Entschlüsselung treten dann Fehler auf, die der Patient in Form der verschiedenen Missempfindungen wahrnimmt.

Lhermitte-Zeichen: Ein Nacken-Beuge-Phänomen
Beim so genannten Lhermitte-Zeichen ziehen die Missempfindungen plötzlich die Wirbelsäule entlang – oft bis in Arme und Beine hinein. Patienten beschreiben sie als „elektrisierend” oder als ein „Schlag ins Kreuz”. Ausgelöst werden sie durch eine Vorwärtsbewegung des Kopfes sowie vereinzelt durch Husten, Niesen oder andere plötzliche Bewegungen.

Versteckte Empfindungsstörungen
Einige der Empfindungsstörungen nimmt der Patient häufig nicht selbst wahr, sie treten erst bei der Untersuchung durch den Arzt zu Tage. Dies sind meist Probleme der Tiefensensibilität und betreffen vor allem folgende Empfindungen:

1. Vibrationsempfinden
Zur Überprüfung des Vibrationsempfindens wird dem Patienten eine Stimmgabel meist auf die Fußknöchel aufgesetzt. Bei geschlossenen Augen muss er angeben, wann er die Schwingungen nicht mehr wahrnimmt. Gibt es Hinweise auf eine eine Verminderung des Vibrationsempfindens wird weiteruntersucht, indem die Stimmgabel an weiteren Knochenvorsprüngen wie der Kniescheibe oder an den Handgelenken angesetzt wird.
2. Lagesinn
Der Lagesinn beschreibt die Fähigkeit, mit geschlossenen Augen, kleine Auf- und Abbewegungen in den Finger- oder Zehengelenken zu erkennen.
3. Graphästhesie
Bei der Kontrolle der Graphästhesie soll der Patient mit geschlossenen Augen Zahlen oder Buchstaben erkennen, die der Arzt – beispielsweise mit einem Holzstab – auf die Haut malt.


Die Symptome sind häufig vorübergehend

Neben den unangenehmen Gefühlen können die Empfindungsstörungen unterschiedliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Sind Füße und Beine betroffen, kann beispielsweise das Gehen erschwert sein. Ähnliches FotoTreten die Symptome an Händen und Armen auf, werden Gegenstände eventuell nicht mehr richtig über den Tastsinn erkannt oder feinmotorische Tätigkeiten, wie das Knöpfen oder Schreiben, erschwert. Insbesondere zu Beginn der Erkrankung sind die Symptome jedoch in aller Regel vorübergehend und bilden sich nach einiger Zeit wieder zurück.

Woher kommen die Gefühlsstörungen?
Abhängig von den betroffenen Nervenregionen sind Lokalisation und Art der Gefühlsstörungen verschieden. Entsprechend kommt es nur sehr selten zu einem Totalausfall der Empfindungen, meistens sind bestimmte Bereiche – in der Regel an den Extremitäten – betroffen.
Liegen die Läsionen im Bereich des so genannten Vorderseitenstrangs des Rückenmarks, können Druck-, Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfindungen gestört sein. Ist hingegen der so genannte Hinterstrang des Rückenmarks betroffen, kann die Tiefensensibilität gestört sein. Sie hat Einfluss auf das Lage-, Bewegungs- und Vibrationsempfinden sowie das Stand- und Gangvermögen.
In beiden Fällen kann es vorkommen, das die Gefühlsstörungen nicht nur einseitig, sondern symmetrisch sind.
Denn zum einen treten die Läsionen – insbesondere bei den Vordersträngen – oftmals symmetrisch auf.
Und zum anderen können sie – insbesondere bei den Hintersträngen – so groß sein, dass sie nebeneinander liegende Nerven stören, welche beispielsweise die Tiefensensibilität beider Beine übertragen (Gollsche Gänge).

 

 

(Quelle: ms-Live.de)

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