Die Selbsthilfegruppe
Dieser Text über über die Institution “MS Selbsthilfegruppe” habe ich bei facebook gefunden. Wer der Verfasser dieses Textes ist, kann ich garnicht sagen? Aber der Text ist so gut, dass ich ihn einfach mal in meinen Blog veröffentliche.
Mittlerweile weiß ich, dass der Text von Axel Manns ist. Danke Axel.
Die Selbsthilfegruppe,
ich hatte mich ja in der Vergangenheit schon mal dazu ausgelassen, dass es durchaus Sinn macht, sich zu vernetzen, den Kontakt zu anderen Betroffenen zu suchen, sich aus zu tauschen.
Und was bringt das? Zu allererst erkennt man, dass man gar nicht so allein auf der Welt ist mit der MS und den Einschränkungen, die sie mit sich bringt. Man bekommt aber auch jede Menge Input, wie man verschiedenste Situationen werten soll und am besten reagiert.
Ein toller Ort hierfür ist neben entsprechenden Gruppen in den sozialen Medien, die Selbsthilfegruppe vor Ort. Hierbei kommt es wie bei allen Gruppen, denen man sich anschließt, darauf an, dass die Chemie stimmt. Denn nichts ist doofer, als dass man nicht richtig in die Gruppe reinkommt, sich weiterhin ausgeschlossen fühlt. Natürlich muss die Art der Gruppe, wie Selbsthilfe hier gelebt wird, passen.
Ich denk noch mit Grauen an die Berichte einer MS Freundin aus dem Saarland, die mir berichtete, dass man sich bei denen zwar regelmäßig trifft, aber in einem abgedunkelten Raum, sich gegenseitig sein Leid klagt und Lachen streng verboten war. Ein absoluter Albtraum für mich. Ich brauche Menschen um mich herum, die mich aufbauen, die mit positive Energie vermitteln und nicht so eine Jammerbude.
Doch lasst mich von der MS Selbsthilfegruppe für unseren Kreis erzählen. Erster, zumindest Sichtkontakt war im November 2015. Wir waren etwas schicker zum Essen und ein Tel der Mitglieder hatte sich in gleicher Gaststätte getroffen. Nur damals war ich noch nicht bereit dazu. Einige Gruppenmitglieder saßen im Rollstuhl (Oh mein Gott!), bewegten sich komisch. Das hat mich damals schlichtweg überfordert.
Im Sommer 2016 folgte dann der eigentliche Anlauf. Ich fuhr bewusst zu einem Beschnüffeln zu einem Treffen. Auf alles gefasst, innerlich schon vorbereitet auf das, was da kommen könnte. Doch oh Wunder! Das waren ja ganz normale Menschen wie du und ich. Zwar mit ein paar spezial Effects, aber sonst normal. Wir trafen uns Samstags Nachmittags in den Räumlichkeiten einer Schule zu Kaffee, Kuchen und was klönen. Kein Stuhlkreis, kaum Gespräche zur MS. Einfach nur ein Treffen unter Freunden, die zufällig das gleiche Schicksal ereilt hat in lockerer Atmosphäre.
Ein ungeschriebenes Gesetz sagte, dass der, der im Vormonat Geburtstag hatte und da sind bei über 40 Mitgliedern immer geeignete Kandidaten, bringt Kuchen mit. Ob gekauft, selbst gemacht, gross oder klein, aufwändig oder einfach. Egal! Keine Wertung. So kann man eine gute Zeit unter Freunden haben und klönt über dies und das. Den letzten Urlaub, was machen die Kinder und ja, auch über MS. Kann sein, muss aber nicht. Die Treffen fanden vor CORONA 1x im Monat dort statt und 2 Wochen danach, wer will, auch noch Freitagabends in besagter Gaststätte.
Es wurden gemeinsame Ausflüge unternommen, eine Weihnachtsfeier abgehalten. Was halt so zum Gruppenleben dazu gehört. Man ist plötzlich nicht mehr so allein mit seiner MS, kann sehen, wie andere damit um gehen und merkt, so zumindest ich, dass die Beeinträchtigungen garnicht so schlimm sind, wenn man sie nur richtig angeht.
Hier nun ein praktisches Beispiel, was mir die Selbsthilfegruppe gebracht hat, außer nette Menschen kennen gelernt zu haben, auf die man sich jedes Mal wieder freut:
Ich war kurz davor, mir einen (den ersten) Rollstuhl zu zu legen. Nun muss man wissen, dass man nicht ins Sannihaus geht, und einfach ein Teil von der Stange nimmt, sondern meiner wurde speziell auf mich und meinen Körper angepasst. Und da ich vorher so gar keine Berührungspunkte zum Rolli hatte lag nichts näher, als beim nächste Treffenden Leiter der Gruppen, ein rühriger Mensch und seine Frau auch im Rolli, zu bitten, mal etwas in das neue Gefährt rein zu schnuppern.
Also, was soll ich sagen. Von ihm kamen ca. 1.000 Hinweise, worauf ich zu achten hätte, was nix bring, was gerne verkauft wird und nix taugt. Nebenher gab es noch eine Probefahrt und jede Menge Einwürfe anderer Rollifahrer, auf was ich zu achten hätte. Klar, mein Bleistift glühte an dem Abend und der Berater vom Sanihaus einige Tage später staunte nicht schlecht über mein „Fachwissen“ und war auch etwas pikiert, als ich das eine oder andere Teil für die Praxis eher Untauglich nannte.
Für mich passt die Selbsthilfegruppe. Als Ort, wo mal Freunde trifft, sein Ego wieder geraderückt und einfach eine gute Zeit hat. Ich bin froh über meinen Schatten gesprungen zu sein. Darum ist meine Empfehlung für Betroffene und auch Angehörige, sucht euch eine Selbsthilfegruppe. Hier sollte natürlich die Chemie stimmen.
P.S.: Jetzt zu Coronazeiten liegen die persönlichen Treffen natürlich auf Eis. Wir behelfen uns, in dem wir einmal im Monat ein virtuelles Treffen machen. Nicht so wie früher, aber besser als garnix.
Super auf den Punkt gebracht.
Ein toller Beitrag von Axel. Er spricht aus der Seele.