Beckenbodenschrittmacher: Elektrische Impulse gegen Inkontinenz

Darminkontinenz und Harninkontinenz sind keine unheilbaren Symptome.

Neben natürlichen Therapiemöglichkeiten kann operativ auch ein sogenannter Beckenbodenschrittmacher implantiert werden. Er wird je nach Einsatzgebiet auch Blasenschrittmacher oder Darmschrittmacher genannt. Was das genau ist, haben wir in diesem Inkontinenz Ratgeber Beitrag für Sie zusammengetragen.

Der Darm- & Blasenschrittmacher gegen Inkontinenz

Während vor allem bei leichten Formen der Belastungsinkontinenz bereits ein Toilettentraining sowie eine gezielte Stärkung des Beckenbodens der Inkontinenz entgegenwirken können, helfen bei starken Ausprägungen der Drang- sowie die Überlaufinkontinenz oftmals nur operative Eingriffe.

Dabei ist sowohl die Dranginkontinenz, also auch die Überlaufinkontinenz auf eine Fehlsteuerung der Nerven zurückzuführen, die bei der Dranginkontinenz ein falsches Signal an den Blasenschließmuskels senden und bei der Überlaufinkontinenz dem Gehirn einen falschen Blasenfüllstand melden, weshalb dieses dann häufiger auch bei niedrigen Füllständen eine Entleerung auslöst.

Um diese Art der neurologischen Fehlsteuerungen zu behandeln, kommt immer häufiger ein Beckenbodenschrittmacher zum Einsatz. Dieser ist von seiner Funktionsweise mit einem Herzschrittmacher vergleichbar und wurde weltweit bereits bei über 300.000 Patienten erfolgreich eingesetzt.

Was ist ein Beckenbodenschrittmacher?

Mit einem Beckenbodenschrittmachen können sowohl Harn,- also auch Stuhlinkontinenz wirksam therapiert werden, die allein auf einer funktionellen Störung beruhen und damit nicht auf anatomische Veränderungen wie einem Dammriss oder eine Beckenbodensenkung zurückgeführt werden können.

Sehr popular ist der »Interstim Schrittmacher zur sakralen Neuromodukation«. Manchmal wird das Gerät auch umgangssprachlich Blasenschrittmacher oder Darmschrittmacher genannt.

So wird er häufig bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder bei Querschnittslähmungen eingesetzt. Dabei ist der Schrittmacher ein kleines Gerät, das optisch mit einem Herzschrittmacher vergleichbar und heute nur noch etwas größer als eine 2-Euro-Münze ist.

Er wird im oberen Gesäßbereich in unmittelbarer Nähe der Sakralnervern eingesetzt, ist optisch von außen meist nicht sichtbar und besteht in seinem Gehäuse aus Titan.

Funktionsweise des Beckenbodenschrittmachers

Neben dem Einsatz des Schrittmachers selbst werden dem Patienten zusammen mit dem Schrittmacher auch Elektroden eingesetzt, die diesen mit den Sakralnerven verbinden. Gleichzeitig wird der Beckenbodenschrittmacher – der auch als sakrale Neuromodulation bekannt ist – je nach Ursache der neurologischen Fehlsteuerung programmiert. Dadurch kann er die Sakralnerven, welche für die Blasen- oder Darmfunktionen zuständig sind, so stimulieren, dass diese wieder die richtigen Signale an das Gehirn weiterleiten.

Dabei gibt der Beckenbodenschrittmacher schwache elektrische Impulse – die von den Betroffenen kaum bemerkt werden – an die Sakralnerven ab, wodurch diese so stimuliert werden, dass die ursprünglichen Kontinenzfunktionen von Blase und Darm sowie die Funktionen der Schließmuskel wiederhergestellt werden. Dies ist dann ein automatischer Vorgang, bei dem insbesondere keine manuelle Betätigung des Schrittmachers notwendig ist.

Dennoch können Patienten mit einer Fernbedingung überprüfen, ob der Schrittmacher eingeschaltet ist oder die Intensität der Impulse regulieren, was jedoch nach erfolgter Einstellung durch den betreuenden Arzt regelmäßig nicht erforderlich ist. Somit kann mithilfe eines Beckenbodenschrittmachers einigen Formen der Inkontinenz erfolgreich entgegengewirkt werden, wodurch die Betroffenen mitunter die vollständige Kontrolle über ihre Blasen- und Darmfunktionen zurückerhalten.

Der Eingriff: Testphase und regelmäßige Kontrolle

Der Einsatz eines Beckenbodenschrittmachers verspricht nicht bei jedem von Inkontinenz Betroffenen einen Behandlungserfolg. Daher wird er nur nach einer entsprechenden Testphase tatsächlich dauerhaft implantiert.

So erfolgt während der Testphase bei stationärer Einweisung und unter Vollnarkose zunächst die Einpflanzung der Elektrodenkabel an die Sakralnerven, wobei die Kabel durch eine natürliche Öffnung des Kreuzbeins geführt werden. Während der Testphase wird der Beckenbodenschrittmacher jedoch noch nicht implantiert, sondern als externes Gerät, das aber bereits mit den eingepflanzten Elektroden verbunden ist, mitgeführt.

Daher sollte während der Testphase auch auf körperliche Anstrengungen verzichtet werden; sie erfolgt optimaler Weise in häuslicher Umgebung. Die Testphase wird nach etwa 3 Wochen abgeschlossen. Konnte in dieser Zeit die Wirksamkeit des Schrittmachers nachgewiesen werden, erfolgt nun in einer zweiten Operation – wiederum unter Vollnarkose – die endgültige Implantation des Beckenbodenschrittmachers.

Diese zweite Operation ist auch mit einem kurzen stationären Aufenthalt verbunden, dauert in der Regel jedoch lediglich 20 Minuten, während für die erste Operation zur Einleitung der Testphase etwa 30 bis 40 Minuten benötigt werden.

Wie jede andere Operation auch birgt der Einsatz des Schrittmachers und seiner Elektroden gewisse Risiken wie Infektionen oder Nervenverletzungen. Dennoch ist die Therapie bei funktionellen Inkontinenzstörungen erfolgversprechend und kann den Betroffenen einen Großteil ihrer durch die Inkontinenz verlorenen Lebensqualität zurück geben.

Ist die Wirkung des Schrittmachers einmal nachgewiesen und wurde er erfolgreich implantiert, birgt er normalerweise keine gesundheitlichen Risiken mehr. Ebenso können Patienten weiterhin körperlich anstrengenden Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen oder Wandern nachgehen – Tätigkeiten, bei denen ein Verrutschen der Elektroden zu befürchten ist (beispielsweise Trampolin- oder Fallschirmspringen) sollten jedoch unterlassen werden.

Schließlich muss der Beckenbodenschrittmacher, für den man auch einen Implantatpass erhält, etwa 1 bis 2 Mal pro Jahr in ambulanter Behandlung kontrolliert werden; wenn die Batterie des Schrittmachers nach etwa 5 Jahren erschöpft ist, muss der Schrittmacher außerdem in einem kurzen operativen Eingriff gewechselt werden.

(Quelle: INKONTINENratgeber.com)

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