Multiple Sklerose und Sport?
Sport und Bewegung bei Multipler Sklerose (MS)
Bewegung und Sport machen nicht nur Freude, sondern sind auch ganz besonders wichtig, um die Muskulatur und das Gleichgewicht zu trainieren. Und ganz nebenbei wirkt Sport gegen Stress und depressive Verstimmungen, verbessert das Selbstwertgefühl und steigert die Lebensfreude.
In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass Sport und Bewegung nicht nur bei Gesunden, sondern auch bei MS-Kranken vielfältige positive Wirkungen auf die Lebensqualität haben.
Man muss sich nur einen Ruck geben und selbst aktiv werden.
Einige Ärzte raten den MS-Erkrankten vom Sport ab. Es wäre kontraproduktiv.
Die DMSG, die AMSEL, viele Fachärzte wie auch mein Neurologe sagen genau das Gegenteil. Sport ist für uns sehr wichtig. Man sollte es nur nicht übertreiben. Die eigenen Grenzen ausloten, aber nie überschreiten. Und wenn man sich daran hält tut der Sport uns gut:
Sport ist wichtig für Dein Wohlbefinden, weil
- körperliche Funktionsstörungen ausgeglichen werden (Verbesserung der Koordination, Normalisierung von Herz-Kreislauffunktion, Blutdruck, Blutzucker usw., Gewichtsreduktion, Stabilisierung des Immunsystems).
- Folgekomplikationen vorgebeugt wird (Verspannungen, Muskelschwäche, Kontrakturen mit Fehlstellungen der Gelenke, Thrombosen, Osteoporose usw.).
- Du dich im Alltag sicherer fühlst, eventuell auch im Gebrauch von Hilfsmitteln, wie einem Rollstuhl.
- Du unter „die Leute” kommst und nicht nur mit dir selbst und Deiner Krankheit beschäftigt Bist.
- Dein Selbstwertgefühl durch Erfolgserlebnisse wie das Erreichen sportlicher Ziele gestärkt wird.
- Deine Lebensqualität durch die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gestärkt wird.
Vor dem Einstieg in eine neue Sportart solltest Du dich von Ihrem Arzt untersuchen und beraten lassen, ob dieser Sport für Dich geeignet ist. Allgemein bieten sich für Menschen mit MS verschiedene Möglichkeiten an, je nach Leistungsfähigkeit bzw. Behinderungsgrad, sportlich aktiv zu sein:
Breitensport:
Breitensport kann von MS-Kranken auch in normalen Sportvereinen, gemeinsam mit Gesunden, betrieben werden. Teile dem Trainer jedoch unbedingt mit, dass Du unter MS leidest. Dann wird er eher auf Deine Leistungsgrenzen Rücksicht nehmen und gegebenenfalls eine Übung vorzeitig beenden.
Leistungssport:
Hochleistungssport mit hartem Training ist für MS-Kranke nicht geeignet. Hier kommt es vor allem auf die eigene Leistungseinschätzung an. Denn was gut für den Körper ist und wo persönliche Grenzen liegen, weiß man selbst am besten zu beurteilen.
Sport während eines Schubes:
Im Schub solltest Du auf sportliche Aktivitäten verzichten. Lediglich die Übungen, die der Physiotherapeut mit Dir durchführt, sind weiterhin sinnvoll.
Reha-Sport:
Besonders ausgebildete Sporttherapeuten wählen gezielt Übungen und den Belastungsgrad für jeden einzelnen Teilnehmer aus. Besonderer Wert wird dabei auf eine ganzheitliche Betrachtung gelegt, so dass auch pädagogische, psychologische und soziale Aspekte mit einbezogen werden. Reha-Sportgruppen werden in der Regel ärztlich betreut.
Grenzen erkennen und respektieren – ist das A und O
Ziele des Sports sind eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, des Allgemeinbefindens und der Alltagskompetenzen. Achte jedoch immer auf Deine persönlichen und vielleicht auch von der Tagesverfassung abhängigen Leistungsgrenzen.
Die „Borg-Skala”
Mit Hilfe der Borg-Skala lernst Du, Deine Belastungsgrenzen besser einzuschätzen. Es handelt sich um eine einfache Selbstbeurteilungsskala, in der Du jede körperliche Belastung mit einem Punktwert (von 6 – 20) versehen kannst. 6 steht dabei für „überhaupt keine Anstrengung” und 20 für „maximale Anstrengung”. Die optimale Aktivität wird mit Punktwerten zwischen 10 und 13 (entsprechend einer leichten bis wenig anstrengenden Belastung) angegeben.
Und so funktioniert die Borg-Skala:
Mit der Borg-Skala wird die Herzfrequenz während des Trainings einfach anhand des Gefühls bestimmt. Dabei wird der „individuell empfundene Anstrengungsgrad beim Ausdauertraining” mittels der Borg-Skala bestimmt. Den „gefühlten” Skalenwert multipliziert man mit 10 und schon hast du deine ungefähre aktuelle Herzfrequenz.
Es ist natürlich nicht ganz leicht, die empfundene Trainingsbelastung so differenziert einzustufen. Daher solltest du anfangs deine tatsächliche Herzfrequenz am Handgelenk messen und mit dem empfundenen Wert vergleichen. Wenn du die Borg-Skala öfter ausprobierst, steht dir mit etwas Übung eine gute Alternative zur Pulsuhr zur Verfügung.
Das Sporttagebuch
Ausgeprägter als bei Gesunden kommt es bei MS-Kranken zu täglichen Schwankungen der individuellen Leistungsfähigkeit.
Um diese besser beurteilen zu können, solltest Du ein Sporttagebuch führen, in dem Du Deine sportlichen Aktivitäten (auch die Physiotherapie) eintragen und bewerten kannst.
Schwitzen beim Sport
Schwitzen kann für etwa zwei Drittel der MS-Kranken sehr unangenehm sein. Der Körper reagiert mit einer Leistungsverschlechterung der Nervenfasern, die zu einer Verstärkung bestehender neurologischer Symptome führt („Pseudoschub”). Diese vorübergehende, temperaturabhängige Verschlechterung nennt man Uhthoff-Phänomen. Du darfst sie nicht mit einem echten MS-Schub verwechseln.
Die Symptome gehen nach Abkühlung, z. B. durch eine kühle Dusche oder eine spezielle Kühlweste, rasch zurück. Für MS-Kranke, die unter einem ausgeprägten Uhthoff-Phänomen leiden, sind Sportarten in kühlerer Umgebung, z. B. Schwimmen, empfehlenswert.
Die richtige Sportart finden
Bei der Auswahl einer geeigneten Sportart solltest Du immer versuchen, Deine persönlichen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Wenn Du nach dem Training so geschafft bist, dass danach nichts mehr geht, schadet der Sport dir mehr als er dir hilft.
Hast Du dich für eine Sportart entschieden, solltest Du die Übungen mit professioneller Anleitung richtig lernen. So kannst Du Fehl- oder Überbelastungen vermeiden. Entsprechende Kurse werden von den Volkshochschulen (VHS), Sportvereinen oder Physiotherapeuten angeboten.
Trainingstipps:
- Beginne immer mit leichten Aufwärmübungen.
- Halte die Trainingseinheiten so kurz, dass Du dich noch wohlfühlest. Ruhe dich aus, sobald Du müde wirst.
- Nach dem Training solltest Du dich entspannen. Ist nach spätestens einer Stunde keine Erholung eingetreten, hast du dich möglicherweise überanstrengt. Reduziere dann Dein Trainingspensum entsprechend und spreche gegebenenfalls mit Deinem Arzt.
- Trinke ausreichend.
- Halte dir für den Fall der Überwärmung Kühlelemente bereit.
- Vermeide bei hohen Außentemperaturen körperliche Anstrengungen im Freien.
(Quelle: MSundICH)
Ich bedanke mich bei Axel für den Themenvorschlag (Sport und Fitness).
Er fragt, “wie ich was für meine Fitness tun kann?” Ich hoffe, ich konnte dem Axel ein wenig weiterhelfen.
Über weitere Vorschläge würde ich mich sehr freuen. Sagt mir einfach, was euch noch so unter den Nägeln brennt. Über welche Themen möchtet ihr gerne noch so einiges erfahren?
Thomas
(Admin)
Danke für den Beitrag. Ich habe seit fast einem Jahr ein Rad (TRIKE VON HASE) und das Fahren gefällt mir. Nur ist es schwierig meine Grenzen aus zu löten. Auf einmal ist der Accu leer und dann muss man irgendwie weiter, weil man ja nach Hause will. Mit verminderter Leistung von mir, geht es. Mich von den “Vorgaben” von vor der Erkrankung zu lösen und nicht successiv die Leistung zu steigern, ist für mich schwierig. Man hat von früher immer noch den Leistungsgedanken im Kopf und der ist bei MS extrem fehl am Platz.
Aber trotz allem:Es tut gut. Sowohl physisch als auch psyschich.
Hallo Axel,
das mit den Grenzen ausloten ist vorher immer sehr wichtig. Taste dich da langsam ran. Du musst deinen Körper richtig kennen lernen. Und mit ihm richtig umgehen. Das ist ja, je nach Leistung und Tagesform, oft recht unterschiedlich.
Du musst nicht mehr daran denken was du noch konntest als du gesund warst. Und mit dem JETZT vergleichen. Akzeptiere deine momentane Leistungs-Verfassung. Sehe einfach was du jetzt alles mit der MS geleistet kriegst.
Ich habe leicht reden, auch mir geht es ähnlich. Ich schaue auch oft noch nach hinten. Wir müssen lernen mit unseren Ressourcen richtig umzugehen. Ist hart, aber ist so.
Gruß Thomas /Admin