Internationale Leitlinie zur Therapie

Neue internationale Leitlinie zur Therapie der Multiplen Sklerose bietet Orientierung

 

27 MS-Experten aus 13 Nationen haben auf Initiative des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) und der European Academy of Neurology (EAN) eine Leitlinie zur Behandlung der Multiplen Sklerose herausgegeben, die bei der Abwägung von Chancen und Risiken bestehender Therapien helfen soll. Die Auswertung einer Vielzahl von Studien führte zu 20 Empfehlungen.

Das Projekt wurde von Prof. Dr. med. Ralf Gold, Vorstandsmitglied im Ärztlichen Beirat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V., Vorstandsvorsitzender des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) und Leiter der Neurologischen Klinik des St. Josef-Hospitals Bochum, gemeinsam mit Prof. Dr. med. Xavier Montalban von der Universitätsklinik Vall d’Hebron in Barcelona koordiniert.

Noch gibt es keine Medikamente, mit denen sich die Multiple Sklerose heilen lässt. Die bislang zugelassenen Arzneimittel zielen darauf ab, neue Krankheitsschübe und somit ein Fortschreiten der Symptome zu verhindern.

Die auf europäischer Ebene entwickelten Richtlinien helfen Ärzten, Patienten, Krankenkassen und Entscheidern im Gesundheitswesen zu klären:

  • was für eine bestimmte Person die beste Anfangstherapie ist
  • was die beste Folgetherapie
  • wie sich der Behandlungserfolg optimal messen lässt
  • wann die Behandlung abgebrochen oder verändert werden sollte
  • und was bei Schwangeren zu beachten ist. (mehr zum Thema Schwangerschaft und MS finden Sie auch hier: Plan Baby bei MS)

Alle bis zum Zeitpunkt der Publikation auf dem Markt verfügbaren Substanzen wurden berücksichtigt.

 

20 Empfehlungen zur Therapie der Multiplen Sklerose

Das internationale Team aus 27 Experten hat sich mit zehn Leitfragen zur MS-Behandlung auseinandergesetzt. Aus der Auswertung einer Vielzahl von Studien sind 20 Empfehlungen hervorgegangen. Die drei am stärksten bewerteten lauten:

  • Verordnung von Interferon oder Glatirameracetat bei klinisch isoliertem Syndrom (CIS) und einem pathologischen MRT, die die MS-Kriterien nicht erfüllen.
  • Angebot einer frühzeitigen Behandlung mit krankheitsmodifizie-renden Medikamenten bei aktiver schubförmig remittierender MS, definiert als klinische Schübe und/oder MRT-Aktivität (aktive Läsionen, angereicherte Läsionen; neue oder zweifelsfrei vergrößerte T2-Läsionen, die mindestens einmal jährlich bewertet werden). Dies beinhaltet auch das CIS, das die aktuellen Diagnosekri-terien für die MS erfüllt.
  • Patienten, die mit Interferon oder Glatirameracetat behandelt wurden und Hinweise auf eine Krankheitsaktivität zeigen, sollte ein wirksameres Arzneimittel angeboten werden. Weitere wichtige Konsenserklärungen betreffen unter anderem die Auswahl von Medikamenten, die Überwachung des Therapieansprechens, die Behandlungssicherheit, die Umstellung von Therapien und der Umgang mit Schwangerschaften mit MS.

Die ausführlichen Empfehlungen finden Sie in den folgenden Links in englischer Sprache:

„Eine Leitlinie auf europäischem Niveau ist ein Novum, das wir sehr begrüßen. Wir können so evidenzbasierte Empfehlungen für ganz Europa zur Verfügung stellen, die dafür sorgen sollen, dass sich die MS-Behandlung weiter verbessert“, so Prof. Dr. med. Ralf Gold. Auch Länder, in denen es bisher keine nationalen Leitlinien gab, können nun auf diese Informationen zurückgreifen, bzw. auf deren Basis eigene länderbezogene Empfehlungen erstellen.

Die Verfügbarkeit von Medikamenten sei gerade in Deutschland sehr gut, ergänzen die Ko-Autoren Prof. Dr. med. Heinz Wiendl und Prof. Dr. Bernhard Hemmer, beide Vorstandsmitglieder im Ärztlichen Beirat des DMSG-Bundesverbandes. Sie betonen jedoch, dass die Versorgungslage auf internationaler Ebene sehr unterschiedlich sei: „Die Landschaft der MSTherapie im europäischen Raum ist sehr differenziert und es gibt sehr unterschiedliche Voraussetzungen. Daher bedeutet diese erste paneuropäische Initiative für viele Länder einen Schritt vorwärts.“

 

Deutsche Leitlinie für Ende 2018 geplant

Auch für Deutschland gibt es eine MS-Leitlinie, die vom Krankheitsbezogenen Kompetenznetz erstellt wurde. Momentan werden diese Richtlinien aus dem Jahr 2014 überarbeitet und sind voraussichtlich Ende des Jahres 2018 verfügbar.

 

Original-Veröffentlichung:
Xavier Montalban et al.: ECTRIMS/ EAN Guideline on the pharmacological treatment of people with Multiple Sclerosis, in: European Journal of Neurology, 2018, DOI: 10.1111/ene.13536 Xavier Montalban et al.: ECTRIMS/ EAN Guideline on the pharmacological treatment of people with Multiple Sclerosis, in: Multiple Sclerosis Journal, 2017, DOI: 10.1177/1352458517737372

Weitere Quellen: KKNMS, PM der Ruhr-Uni Bochum – 01.02.2018

Redaktion: DMSG Bundesverband e.V. – 01.02.2018

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