Cladribin bei Multipler Sklerose

Entscheidung der Europäischen Kommission zu Cladribin bei Multipler Sklerose

Gut zwei Monate nach der Positive Opinion durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat die Europäische Kommission (EC) eine Zulassung für den Wirkstoff Cladribin zur Therapie der Multiplen Sklerose erteilt.

Die Tabletten mit dem Wirkstoff Cladribin in einer Dosierung von 10 mg sind nun zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit hochaktiver schubförmig verlaufender Multipler Sklerose (definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung) zugelassen.

Nach Angaben des Herstellers ist eine hohe Krankheitsaktivität wie folgt definiert:

  • Patienten mit einem Schub im vorausgegangenen Jahr und ≥ 1 T1-Gd+-Läsion oder ≥ 9 T2-Läsionen unter Behandlung mit anderen Basistherapeutika 
    ODER
  • Patienten mit ≥ 2 oder mehr Schüben im vorausgegangenen Jahr unabhängig von einer erfolgten Basistherapie

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Anwendung und Dosierung

Beginn und Überwachung der Therapie mit Cladribin darf nur durch einen in der Behandlung der MS erfahrenen Arzt vorgenommen werden. Die empfohlene kumulative Dosis von Cladrirbin beträgt 3,5 mg/kg Körpergewicht über 2 Jahre, angewendet als 1 Behandlungsphase von 1,75 mk/kg pro Jahr. Jede Behandlungsphase besteht aus 2 Behandlungswochen, eine zu Beginn des ersten Monats und eine zu Beginn des zweiten Monats des jeweiligen Behandlungsjahres. Jede Behandlungswoche besteht aus 4 oder 5 Tagen, an denen ein Patient abhängig vom Körpergewicht eine oder zwei Tabletten als tägliche Einmaldosis erhält.

Nach Abschluss der zwei Behandlungsphasen ist keine weitere Behandlung mit Cladribin in den Jahren 3 und 4 erforderlich. Eine Wiederaufnahme der Therapie nach dem 4. Jahr wurde in Studien nicht untersucht. Voraussetzung für Beginn und Fortsetzung der Therapie mit Cladribin ist auch, dass jeweils zu Beginn der Behandlungsphasen die Lymphozytenzahlen in bestimmten Bereichen liegen (siehe Anhang I des Durchführungsbeschluss der EC vom 22.8.2017, Seite 2-3)

 

Besondere Patientengruppen

Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion wurden in keiner spezifischen Studien untersucht. Bei Patienten mit leichten Einschränkungen der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 60 bis 89 ml/min) wird eine Dosisanpassung nicht als erforderlich angesehen.

Sicherheit und Wirksamkeit von Claribin bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Einschränkung der Nierenfunktion ist nicht erwiesen, daher darf der Wirkstoff bei diesen Patienten nicht angewendet werden.

Für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion wurden keine Studien durchgeführt. Auch wenn die Bedeutung der Leberfunktion bei der Eliminierung von Cladribin als vernachlässigbar anzusehen ist, wird aufgrund fehlender Erfahrung die Anwendung von Cladribin bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Einschränkung der Leberfunktion (Child-Pugh-Score >6) nicht empfohlen.

Für Personen unter 18 und über 65 Jahren liegen keine Daten aus klinischen Studien vor. Bei älteren Patienten wird bei der Anwendung Vorsicht empfohlen. Zu berücksichtigen seien dabei das potenziell häufigere Auftreten einer eingeschränkten Leber- oder Nierenfunktion, von Begleiterkrankungen und anderen medizinischen Behandlungen.

 

Wann darf Cladribin nicht angewendet werden?

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen anderen Bestandteile
  • Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV)
  • aktive chronische Infektion (Tuberkulose oder Hepatitis)
  • Beginn einer Behandlung mit Cladribin bei immungeschwächten Patienten, einschließlich Patienten, die derzeit eine immunsuppressive oder myelosuppressive Therapie erhalten
  • aktive maligne Erkrankungen
  • mittelschwere oder schwere Einschränkung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance <60 ml/min)
  • in Schwangerschaft und Stillzeit.

Zusammenfassung des Sicherheitsprofils

Lymphopenie und Herpes Zoster waren die klinisch relevantesten Nebenwirkungen, die bei MS-Patienten berichtet wurden, die in klinischen Studien über 2 Jahre Cladribin in der empfohlenen kumulativen Dosis von 3,5 mg/kg erhalten haben.

Die Inzidenz von Herpes Zoster war während einer Lymphopenie Grad 3 oder 4 höher als in dem Zeitraum, in dem die Patienten keine Lymphopenie Grad 3 oder 4 aufwiesen.

Weitere ausführlichere Infos finden Sie im Europäische Öffentliche Beurteilungsbericht der EMA (EPAR).

Offizielle Dokumente

Eintrag im Gemeinschaftregister für humane Medizinprodukte: Mehr 

Durchführungsbeschluss der Kommission vom 22.8.2017 über die Erteilung einer Zulassung für das Humanarzneimittel “MAVENCLAD – Cladribin” gemäß der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates. Mehr 

Anhänge zum Durchführungsbeschluss. Mehr

Näheres zur Wirkung und der bisherigen öffentlichen Potentialbewertung der EMA (CHMP) finden Sie hier: Mehr

Interessantes zum Hintergrund der Zulassung: Claribin ist ein Wirkstoff für den bereits 2010/2011 eine Zulassung beantragt worden war. Damals empfahl allerdings der wissenschaftliche Ausschuss für Humanarzneimittel bei der EMA (CHMP) aufgrund von Sicherheitsbedenken den Wirkstoff nicht zur Zulassung. Nach einem Kurzbericht der EMA waren die Hauptgründe vor allem das erhöhten Aufkommen von Krebs, Bedenken zur Langzeitsicherheit und dass die Vorteile sowie die am besten geeignetes Dosierung für den bestimmten Anwenderkreis nicht voll etabliert waren.

(Quellen: Mavenclad, Community register of medicinal products for human use, 24/08/2017, Centralised – Authorisation, EMEA/H/C/4230 (2017)5888 -22.08.2017). Mehr

Europäische Kommission erteilt Zulassung für Mavenclad (Cladribin-Tabletten), News Website Hersteller – 25.08. 2017

Refusal of the marketing authorisation for Movectro (cladribine), Outcome of re-examination, 20 January 2011, EMA/CHMP/51402/2011, EMEA/H/C/product number. Mehr

Redaktion: DMSG Bundesverband e.V. – 29.08.2017

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