Röhre
Aus meinem Leben mit MS 004_Röhre
Nun steht noch eine Untersuchung an, um die Diagnose abzuschließen. Es soll ein MRT (Magnet Resonanz Tomographie) vom Kopf gemacht werden. Weiß noch garnicht was mich da erwartet. Man weiß doch, dass man auf solche speziellen und teuren Untersuchungen sehr lange warten muss. Mein Neurologe sagte, dass es für die genaue Diagnosefindung sehr wichtig ist. >>Da machen wir mal bisschen Druck<<. Er nahm den Telefonhörer wählte und hat es bei dem Radiologen sehr wichtig gemacht. Und Zack, ich habe einen Termin in zwei Tagen. Geht doch….. Er hat mir das auch ein wenig erklärt was da auf mich wartet. Ein MRT-Magnetresonanztomographie, auch Kernspintomographie genannt, kann Entzündungsherde und Vernarbungen im zentralen Nervensystem in Kopf und Rückenmark darstellen. Uih, Röntgenstrahlung ohne Ende.
Bin dann mal hin zum MRT-Termin. Die Radiologie-Praxis ist einem Krankenhaus angeschlossen. Die Praxis liegt im Keller, warum auch immer? Erstmal zu der Empfangsdame und mich anmelden. Da ich ja ein „Neukunde“ bin, habe ich erstmal ein Stapel Formulare, an einem Klemmbrett, bekommen, die ich alle ausfüllen sollte. Hab mich dann in den Wartebereich zu den Anderen gesetzt. In den Formularen sollte ich meine ganze Krankengeschichten eintragen. Auch stand da sehr vieles über die Vorgehensweise der MRT-Untersuchung drin.
Oooohh mein Gott, was ist das für ein komisches lautes Geräusch, welches den Wartebereich wie auch die ganze Praxis erfüllt? Ein lautes Brummen und Hämmern. Immer in bestimmtem Rhythmus. Soll das etwa ein Gerät für das MRT-Bild sein?
So gut es ging habe ich die Unterlagen ausgefüllt und wieder bei der Empfangsdame abgegeben. Sie sagte mir dann, wenn ich an der Reihe bin, werde ich abgeholt.
Hab mich dann wieder in den Wartebereich gesetzt. Da ich ja jetzt mehr Zeit hatte, hab ich mir mal die anderen Leute im Wartebereich angeschaut. Da saßen wohl eine Menge verschiedene Krankheiten. Einige haben nur so gewartet und andere mussten eine komische Flüssigkeit trinken. Die bekamen das in riesigen Behältnissen. Zwei Liter waren das bestimmt. Hab mir dann sagen lassen, dass das ein Kontrastmittel für Magen und Darm ist. Und mussten das in 30 Minuten runtertrinken. Puuuhhh….. also nichts für mich. Glück gehabt.
Ich hörte eine Mitarbeiterin meinen Namen rufen. Bin dann aus dem Stuhl hoch und folgte der Stimme. Sie holte mich am Durchgang zu den Untersuchungen ab. Ich soll jetzt in eine kleine Umkleide gehen und alles aus Metall ablegen. Schuhe aus, Portmonee, Gürtel, Uhr, Ringe aller Art, Ketten ablegen. Eben alles aus Metall. Ob ich was aus Metall in meinen Körper eingebaut habe, hat man mich vorher schon in den Formularen gefragt.
OK, ich bin bereit. Die Tür der Umkleide ging an der gegenüberliegenden Seite auf. Und ein anderes Mädel holte mich ab. Ich steh im Raum mit dem Magnetresonanzthomographen. Uih.. ein großes Teil. Bin beeindruckt.
Alle Welt spricht immer von einer langen Röhre. Aber das kann ich nicht bestätigen. Groß ja, aber es ist eigentlich nur ein Ring. Mit einer Liege die dann während der Aufnahmen durch den Ring gefahren wird. Also ich sehe da kein Problem. Musste mich auf die Liege legen und entspannt liegen bleiben. Jetzt habe ich noch einen Zugang gelegt bekommen. Dadurch wird mir bei der Untersuchung ein Kontrastmittel gespritzt. Ich liege auf dem Rücken auf der Liege und bekam ein Gestell über den Kopf damit der Kopf ruhig liegen bleibt. Sonst wären die Aufnahmen für den Ar.. . In dem Gestell war ein kleiner Spiegel eingebaut, damit ich immer Jemanden sehen kann. Da sah ich das Mädel und ein Arzt im Nachbarzimmer durch das Fenster sitzen. Kriegte noch ein Klingelknopf in die Hand damit ich mich bemerkbar machen kann, wenn es mir nicht so gut geht, oder so. Dann kriegte ich noch einen Kopfhörer auf.
Jetzt ging es los. Die Liege setzte sich in Bewegung. Bin soweit in den Ring gefahren worden, bis etwa Mitte Kopf. Platzangst habe ich keine, weil ich ja aus dem Steinkohlenbergbau komme. Von da bin ich enge Räume gewohnt.
Und da ging das Brummen und Hämmern wieder los. Das ist zwar nicht so schrecklich, aber lieben muss man das nicht.
Jetzt fuhr die Liege immer Stück für Stück durch den Ring. Bei jedem stehen bleiben wurde es wieder lauter. Ich denke mal, da wurden die Fotos gemacht.
Ich dachte immer das sind Röntgenaufnahmen. Aber nein, es wird ein riesiges Magnetfeld erzeugt und damit eine Aufnahme generiert. Also werde ich nicht verstrahlt. Das ging jetzt ´ne ganze Zeit so. Das Hirn wird halt mit Schichtaufnahmen dargestellt.
Nach ca. 20 Minuten blieb alles stehen und ein Mädel kam zu mir. Fertig, gut.
Aber nein, sie sagte mir, dass jetzt ein Kontrastmittel gespritzt wird. Damit kann man aktive Entzündungsherde darstellen. Und die Prozedur noch mal mit Kontrastmittel in der Blutbahn. Und wieder rein durch den Ring. Das Brummen und Hämmern ging wieder los.
20 Minuten später war alles erledigt. Das Brummen und Hämmern hörte auf die Liege wurde aus dem Ring rausgefahren. Das Mädel kam wieder zu mir, nahm das Gestell ab und die Kopfhörer und den Klingelknopf weg. Jetzt hat sie mir den Zugang wieder abgemacht. Jetzt durfte ich wieder aufstehen. Aber bitte vorsichtig, sagte das Mädel. Hab halt 40 Minuten still gelegen und das Kontrastmittel bekommen. Könnte am Anfang etwas schwindelig werden.
Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte ging es mir schon wieder recht gut. Wieder in die Umkleide und mich metallich ausgerüstet. Und sollte dann wieder in den Wartebereich.
Nach ca. 10 Minuten rief man mich wieder auf. Diesmal eine männliche Stimme. Es war der Radiologe. Sollte ihn in sein Büro folgen und mich setzen. Uih da wurde ich echt neidig. Der hatte da zwei riesige Bildschirme auf seinem Schreibtisch. ..geil… Jetzt sah ich die Bilder, die sie beim MRT-Photoshooting gemacht haben. Ist schon beeindruckend was man da alles darstellen kann.
Er zeigte mir helle Stellen im Hirn. Da..da..da..da..da.. usw. Der hörte garnicht mehr auf. Und noch viele dunkle Stellen im Hirn.
Die hellen Stellen sind frische aktive Herde. Und die dunklen Stellen sind wohl Vernarbungen. Er sagte mir auch, das ich wohl die MS schon länger habe. Ein ganz klares Zeichen für die Diagnose MS. Er schaut sich die Bilder später nochmals in Ruhe an. Den entgültigen Bericht bekommt mein Neurologe.
Da war ich erstmal erlöst. Und bin nach Hause gefahren. Mit dieser klaren Aussage des Radiologen weiß ich jetzt. Ich bin definitiv ein Msler.
Muß jetzt auf den nächsten Termin bei meinem Neurologen warten. Da wird dann bestimmt das heutige Ergebnis besprochen.
– Thomas –