Rauchen und Lösungsmittel erhöhen Risiko auf MS
Rauchen und Lösungsmittel erhöhen Risiko auf Multiple Sklerose
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Stockholm – Junge Menschen, die rauchen und beruflich mit Lösungsmitteln exponiert waren, hatten in einer Fall-Kontroll-Studie ein fünffach erhöhtes Risiko, an einer Multiplen Sklerose zu erkranken. Kam noch eine bestimmte HLA-Anlage hinzu, war das Risiko laut einer Studie in Neurology (2018; doi: 10.1212/WNL.0000000000005906) sogar um den Faktor 30 erhöht.
Die Ursachen der Multiplen Sklerose liegen im Dunkeln. Neben einem genetischen Risiko, das vor allem durch das Merkmal HLA-DRB1*15 gekennzeichnet ist, beeinflussen auch Umweltfaktoren das Risiko. Neben Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, Vitamin D-Mangel und fehlender UV-Bestrahlung wird seit kurzem auch Rauchen als Risikofaktor diskutiert.
Anna Karin Hedström vom Karolinska-Institut hatte in einer früheren Analyse der „Epidemiological Investigation of Multiple Sclerosis“, die Erkrankungsfälle aus ganz Schweden sammelt, bereits gezeigt, dass Rauchen vor allem bei Menschen das Erkrankungsrisiko erhöht, die das Risikogen HLA-DRB1*15 tragen. Aktive Raucher mit diesem Merkmal hatten ein 4,5-fach erhöhtes Risiko. Für Passivraucher ermittelte Hedström sogar ein um den Faktor 7,7 erhöhtes Risiko (International Journal of Epidemiology 2014; 43: 1791-1798).
Jetzt hat Hedström einen weiteren Umweltfaktor entdeckt, der das Risiko noch weiter erhöht. MS-Patienten, die neben den beiden Risikofaktoren Rauchen und HLA-DRB1*15 in ihrem jungen Leben (die Diagnose wurde im Mittel mit 34 Jahren gestellt) beruflich Lösungsmitteln exponiert waren (etwa als Maler oder Lackierer), hatten ein um den Faktor 30 erhöhtes Erkrankungsrisiko (Odds Ratio 30,3; 11,7 bis 78,3).
Warum Lösungsmittel und Rauchen zur MS führen sollten, ist unklar. Beide Faktoren schädigen die Lungen, und Hedström vermutet, dass es dabei zu einer fehlgeleiteten Immunreaktion kommt, die an anderer Stelle, nämlich im Gehirn, einen zerstörerischen Angriff auf die Nervenzellen auslöst. Es bleibt abzuwarten, ob andere epidemiologische Studien die Assoziation bestätigen und tierexperimentelle Untersuchungen den Pathomechanismus untermauern können.
(Quelle: © rme/aerzteblatt.de)