Probleme, über die keiner sprechen möchte
Blasen- und Darmfunktionsstörungen bei MS
Viele MS-Kranke bemerken irgendwann im Laufe der Erkrankung, dass
die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktioniert. Symptome wie
häufiger Harndrang (auch nachts), Inkontinenz oder Verstopfung können
dann auftreten.
Beschwerden bei MS:
Blasen- und Darmfunktionsstörungen
- Blase: häufiger Harndrang, Inkontinenz oder Blasenentleerungsstörung sind oft an der Tagesordnung. Und die sind einfach nicht kalkulierbar. (Ich sage immer: Rock am Ring kann ich knicken).
Ein gesunder Mensch verspürt erst ab einer Füllmenge von 200 ml den Drang, die Blase zu entleeren. Doch sind die entsprechenden Nerven beeinträchtigt, kann bereits durch eine geringe Menge Urin ein sehr starker Harndrang ausgelöst werden. Wir müssen dann häufiger nachts und tags zur Toilette, scheiden jedoch immer nur kleine Mengen Urin aus. Nach dem ersten Gefühl der Blasenleere packt man wieder Alles ein. Und kaum ist die Hose zu, hat man das Gefühl, dass die Blase voll ist. Ein irrer Kreislauf. Ist der Blasenschließmuskel betroffen, entleert sich die Blase unwillkürlich und wir leiden an Inkontinenz. Erst muss ich erstmal ‘ne ganze Zeit garnicht, und dann meldet sich die Blase und gibt mir nur noch eine Minute Zeit. Dann öffnet sie alle Schleusen. Ihr ist egal wo ich gerade bin. Das erste was ich mache, wenn ich außer Haus bin, ist der Blick zur nächsten Toilette. Eine Minute kann sooo kurz sein. Manchmal ist die Blasenentleerung auch unvollständig und es bleibt Restharn zurück. Das kann u.a. zu chronischen Harnwegsinfektionen führen. - Darm:
Auch bei der Darmentleerung können Probleme auftreten. Am häufigsten leiden wir MSler unter Verstopfung. Allerdings können sich Verstopfung und eine plötzliche Entleerung des Darms auch abwechseln. Und das ist echt übel. Darm Inkontinenz ist echt SCHEIßE. Hervorgerufen wird die Verstopfung durch viele Kriterien. Eine gestörte Steuerung der Darmmuskulatur aber auch manchmal durch Bewegungsmangel. Da kann man ja was gegen machen. Bei der gestörten Steuerung des Darmes gibt es eine Möglichkeit mit einem Darmschrittmacher. Minimalinvasiv werden Elektroden in die Sakralnervenbahn geschoben und an den Schrittmacher angeschlossen. Darüber hatte ich schon in einem vorherigen Blog berichtet. Bei mir wird der Schrittmacher in 2 Wochen eingesetzt. Über den Lauf der Dinge werde ich dann hier im Blog berichten.
Was kann ich gegen Blasen- und Darmfunktionsstörungen bei MS tun?
Störungen der Blasen- und Darmfunktion sind für Betroffene meist sehr belastend. Blasen- oder Darmfunktionsstörungen sollten daher unbedingt behandelt werden. Traut euch, darüber zu reden. Ihr braucht euch für nichts schämen. Durch eine geeignete Therapie kann die Lebensqualität erheblich verbessert werden. Und das ist es allemal Wert.
Genügend trinken bei Blasenfunktionsstörungen
Ausreichend zu trinken, ist auch bei Gesunden wichtig und noch wichtiger bei Blasenfunktionsstörungen . Allerdings wird oft versucht dieses Problem zu lösen, indem man nur noch sehr wenig trinkt. Reicht die Trinkmenge nicht aus, können Blasen- und Nierensteine entstehen. Bei Blasenfunktionsstörungen ist daher zunächst eine Beratung über die Trinkmenge und Verteilung über den Tag wichtig.
Unterstützend wirken Beckenbodentraining zur Kontrolle des Beckenbodens
Es gibt auch die Möglichkeit der Selbstkatheterisierung.
Für viele kostet sie zunächst große Überwindung. Dennoch ist die regelmäßige oder dauerhafte Harnableitung über einen Katheter eine wirksame Methode zur Behandlung der Inkontinenz und zur Vermeidung von Harnwegsinfekten. In einigen Fällen ist eine medikamentöse Therapie zur Behandlung von Harnwegsinfekten oder zur Erleichterung der Blasenentleerung nötig.
Eine ungesunde Ernährung unterstützt Darmfunktionsstörungen
Wenn wir unter Verstopfungen leiden, sollten besonders auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (mindestens 1,5 Liter pro Tag), Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung (mit viel Vollkornprodukten, Obst und Gemüse) achten.
Beckenbodentraining führt auch zu einer besseren Kontrolle der Darmfunktion. In schweren Fällen von Verstopfung helfen Abführmittel oder ein Einlauf („Klistiere”). Bei Darminkontinenz können Analtampons genutzt werden.
- Tipps im Umgang mit Blasen und Darmfunktionsstörungen:
- Veränderungen der Blasen- oder Darmfunktion mit dem behandelnden Neurologen bzw. Urologen besprechen
- Ausreichende Trinkmenge über den Tag verteilen
- Ballaststoffreiche Ernährungsweise
- Blasentraining, Toilettentraining (ein “Toiletten-Tagebuch” kann dabei unterstützen)
- Beckenbodentraining unterstützt nicht nur die Blase, sondern auch den Darm
- Hilfsmittel für Blase und Darm nutzen (z. B. Blasenkatheter oder auch Einlauf sowie Analtampons)
Hallo Thomas,
danke für deine offene Art über diese lästige Begleiterscheinung der MS zu schreiben.
Die Angst außer Haus eine Toilette nicht rechtzeitig aufsuchen zu können, schränkt meine Lebensqualität erheblich ein. Wie soll man auch einen Kaffeehausbesuch oder ein Konzert genießen, wenn man die ganze Zeit panisch an einen eventuell notwendigen Toilettenbesuch denkt?
Viele Freunde und Bekannte denken, sie müssten mich endlich mal aus dem Haus holen und ich solle mich doch wegen meiner Krankheit nicht so einigeln. Es ist halt sehr schwer, zu erklären, dass ich mich nicht für meinen Rollstuhl schäme, sondern Angst habe, mir wie ein kleines Kind in die Hose zu sch….
Liebe Grüße an alle Leidensgenossen
Eure
Anna
http://www.mitmsdurchsleben.simplesite.com