Die Neuropsychologie
Neuropsychologische Rehabilitation bei MS
Die Neuropsychologie kann zur Behandlung von kognitiven Störungen
bei MS eingesetzt werden. Gezieltes Gedächtnis- und
Aufmerksamkeitstraining sowie Ausgleichsstrategien für den Alltag wirken
dabei den Störungen des Denkvermögens durch MS sowie den damit
verbundenen Problemen entgegen.
Neuropsychologisches Training zur gezielten Verbesserung der kognitiven Funktionen bei MS
Bei Multipler Sklerose können sich Störungen der komplexen Aufmerksamkeit, der Informationsverarbeitung, des Gedächtnisses und des planerischen Denkens und Handelns finden. Seltener sind Störungen der visuellen Wahrnehmung und des Sprachflusses (Wortfindung). Man spricht auch von kognitiven Störungen.
Was sind kognitive Störungen bei MS?
Als Kognition bezeichnet man zunächst die höheren geistigen Fähigkeiten des Menschen. Dazu gehören die Bereiche Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Konzentration ebenso wie die Fähigkeit, bestimmte Sachverhalte in ihrer Bedeutung zu erfassen und Schlussfolgerungen für das eigene Handeln daraus zu ziehen. Bei MS ist die kognitive Leistungsfähigkeit bei mehr als 30 % der Patienten beeinträchtigt.
Beschwerden bei MS: Kognitive Störungen
- Eingeschränkte Aufmerksamkeit und/oder Konzentrationsfähigkeit
- Gedächtnisstörungen
- Schwierigkeiten beim Planen und gezielten Handeln
- Verlangsamung im Denken und im Erfassen von Informationen
Kognitive Störungen können in variabler Ausprägung auftreten. Menschen mit MS kann es im Laufe der Zeit schwerer fallen, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren oder über einen langen Zeitraum aufmerksam bei der Sache zu bleiben. Manche berichten, dass sich ihr Kurz- oder auch Langzeitgedächtnis verschlechtert hat und sie das Gefühl haben, geistig einfach nicht mehr so flexibel zu sein wie früher. Zeitliche und räumliche Orientierung oder die Intelligenz sind gewöhnlich nicht betroffen.
Zu beachten ist, dass andere Begleitsymptome wie Fatigue oder Depressionen ähnliche, meist nur subjektiv empfundene Leistungsstörungen verursachen können, ohne dass tatsächlich Defizite bei den kognitiven Fähigkeiten vorliegen.
Was kann ich gegen kognitive Störungen bei MS tun? Durch störungsspezifisches kognitives Training, z. B. mithilfe von Computerprogrammen, können kognitive Störungen gebessert werden. Um einen Effekt zu erzielen, muss allerdings regelmäßig trainiert werden. Vorab sollte eine genaue neuropsychologische Diagnose erfolgen, um gezielt zu erfassen, in welchen Bereichen der Kognition Schwächen vorhanden sind. Ein Zeitmanagementtraining sowie Strategien zum Ausgleich von Beeinträchtigungen, Erinnerungshilfen können zudem eine wichtige Stütze im Alltag sein. Hier kann ein Ergotherapeut ggfs. wertvolle Unterstützung bieten.
Tipps im Umgang mit kognitiven Störungen:
Es gibt viele Strategien und Hilfsmittel, vorhandene kognitive Beeinträchtigungen zu kompensieren:
- Zeitmanagement: regelmäßige Pausen, genügend Zeit einplanen, anstrengende Aufgaben zu „günstigen” Zeiten erledigen
- Störquellen und Ablenkungen meiden, sich auf eine Sache konzentrieren
- Günstige Bedingungen schaffen: Arbeitsplatz optimal auf die Bedürfnisse einrichten. Mehr Tipps für bessere Konzentration am Arbeitsplatz findest du hier.
- Notizbücher, Kalender oder auch technische Erinnerungshilfen wie Wecker oder Armbanduhr.
Eine spezielle medikamentöse Therapie zur symptomatischen Behandlung von kognitiven Störungen bei Multipler Sklerose gibt es zurzeit nicht. Allerdings wirken bereits moderne Immuntherapien der MS in Kombination mit neuropsychologischen Maßnahmen diesen Beeinträchtigungen entgegen.
Neuropsychologische Maßnahmen umfassen ein individuelles, alltagsorientiertes und lebensbegleitendes Training, das ganz auf die neuropsychologische Diagnostik und die persönlichen Bedürfnisse des Patienten ausgerichtet wird.
Durch gezielte Übungen möchte man die kognitiven Fähigkeiten bei MS-Erkrankten wiederherstellen oder verbessern. Zudem sollen individuelle Strategien im Umgang mit den Beeinträchtigungen helfen, die Defizite auszugleichen und das Leben zu erleichtern. Dazu gehören auch eine Anpassung der Umwelt durch Hilfsmitteleinsatz sowie die Wiedereingliederung in den Alltag unter Berücksichtigung aller persönlichen Ziele und des sozialen Umfeldes.
Neuropsychologische Rehabilitation – interdisziplinäres Therapiekonzept bei MS
Je nach Art des Problems basiert das Therapiekonzept auf verschiedenen Ansätzen. Oft arbeiten dabei Neuropsychologen mit Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten zusammen.
Bausteine des neuropsychologischen Trainings
- Computergestütztes neuropsychologisches Training Trainiert spezielle kognitive Bereiche am Computer, z. B. Aufmerksamkeit und Konzentration, verbales, visuelles und figurales Gedächtnis, Reaktionsverhalten, Planungsverhalten, Visuomotorik, Daueraufmerksamkeit u. a. Dabei passt sich das Schwierigkeitsniveau automatisch dem Leistungsniveau an.
- Individuelles Training Unter fachlicher Anleitung und Kontrolle werden beobachtete Defizite aber auch alltagsorientierte Fähigkeiten geübt, z. B. Lesen, Rechnen, Wahrnehmung, Sehen und Orientierung.
- Verhaltenstherapie Vermittelt werden Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken, Hilfsmitteltraining, Entscheidungs- und Problemlösetraining, Kommunikationstraining, Lebenszielplanung, Aktivitätenplanung usw. Weitere Ziele sind, das Selbstwertgefühl zu stärken, die Selbstwahrnehmung zu verändern sowie die Eigenständigkeit zu verbessern.
(Quelle: MSUNDICH, Novartis)
Seit meiner Diagnose spiele ich ein Online-Game, bei dem es um Planung vom Abläufen geht und verschiedene Handlungsstränge paralell laufen. Erst als Zeitvertreib….. dann wurde mir aber immer bewusster, dass es mein kognitives Handeln, nicht zuletzt wichtig für meinen Job, stabilisiert und sogar fördert. Ich spiele es immer noch und bilde mir zumindest ein, dadurch eine gewisse geistige Fitness zu erhalten. Vielleicht war das intuitiv richtig in der Situation und ist mehr als nur spielerei.
Hallo Axel,
Kannst du uns auch verraten was das für ein Spiel ist. Das hört sich interessant an.
Es ist bestimmt eine gute Ergotherapie.