Infos der DMSG-NRW
Das Coronavirus und Multiple Sklerose (MS) –
was Sie wissen müssen
Die Berichte über das zuerst in China aufgetretene Coronavirus haben auch bei Menschen, die in Deutschland mit Multipler Sklerose leben, für Unsicherheit gesorgt. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. hat auf der Grundlage von Informationen der Weltgesundheitsorganisation, dem Robert Koch-Institut und einem Statement der Multiple Sclerosis International Federation (msif) Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.
Fallzahlen in Deutschland
In Deutschland sind bislang nur wenige bestätigte Infektionen mit dem neuen Coronavirus aufgetreten. 26 Fälle wurden bestätigt (Stand 27.02.2020). Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung wird laut einer Risikobewertung durch das Robert Koch -Institut in Deutschland aktuell als gering bis mäßig eingeschätzt.
Auf globaler Ebene handelt es sich um eine sich sehr dynamisch entwickelnde und ernst zu nehmende Situation.
Wie gefährlich ist das Coronavirus?
Das “neuartige Coronavirus” (kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation als COVID-19 bezeichnet) ist eine Atemwegserkrankung, die bisher noch nicht beim Menschen aufgetreten ist. Wie bei anderen Atemwegserkrankungen kann eine Infektion mit COVID-19 leichte Symptome, wie eine laufende Nase, Halsschmerzen, Husten und Fieber verursachen. Einige Betroffene leiden auch unter Durchfall. Bei einigen Personen kann COVID -19 zu einer Lungenentzündung oder Atembeschwerden führen.
Seltener verläuft die Krankheit tödlich. Ältere Menschen und Menschen mit bereits bestehenden, chronischen Krankheiten (wie Diabetes und Herzkrankheiten) scheinen anfälliger zu sein, schwer an dem Virus zu erkranken.
Was bedeutet das Coronavirus (COVID-19) für Menschen, die mit MS leben?
COVID-19 ist ein Coronavirus-Stamm, der erstmals im Dezember 2019 in China nachgewiesen wurde und sich seitdem auf andere Teile der Welt ausgebreitet hat. Da dieser Coronavirus-Stamm neu ist, ist nicht bekannt, wie er sich auf Menschen mit MS auswirken kann.
Viele krankheitsmodifizierende Therapien (DMTs) für MS wirken, indem sie das Immunsystem unterdrücken oder modifizieren. Wir wissen, dass Menschen mit MS, die diese Therapien erhalten, einem erhöhten Risiko von Komplikationen im Zusammenhang mit Virusinfektionen ausgesetzt sein können.
Wenn Sie eine krankheitsmodifizierende Therapie einnehmen und entweder dem Coronavirus ausgesetzt sind oder die COVID-19-Infektion bestätigt wird, wenden Sie sich bitte an Ihren Neurologen oder andere medizinische Fachkräfte.
Was sind die Symptome von COVID-19 und wie kann man sich davor schützen?
Zu den Symptomen von COVID-19 gehören Atembeschwerden, Husten und hohes Fieber, das zu einer Lungenentzündung führen kann.
Die Weltgesundheitsorganisation stellt einige grundlegende Maßnahmen zum Schutz vor COVID-19 zur Verfügung. Dazu gehören:
* Waschen Sie Ihre Hände häufig mit einem alkoholischen Handreiben oder mit Seife und Wasser.
* Bedecken Sie beim Husten und Niesen Mund und Nase mit einem gebeugten Ellbogen oder Gewebe.
* Halten Sie mindestens einen Meter Abstand zwischen sich und anderen Personen, insbesondere jenen, die husten und niesen.
* Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
* Beachten Sie die Empfehlungen zur Lebensmittelsicherheit, indem Sie verschiedene Schneidebretter für rohes Fleisch und gekochte Lebensmittel verwenden und sich zwischen den Handgriffen die Hände waschen.
Es ist wichtig, den Kontakt mit Personen zu vermeiden, die möglicherweise in einem Gebiet leben oder reisen, in dem COVID-19 im Umlauf ist. Die Weltgesundheitsorganisation und das Robert Koch -Institut informieren Sie hier über die neuesten Informationen über die von der Weltgesundheitsorganisation gemeldeten Fälle von COVID-19. https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/situation-reports/
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen für das neuartige Coronavirus zur Verfügung?
Nicht alle Erkrankungen nach Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verlaufen schwer, bei den in Deutschland bekannt gewordenen Fällen standen bisher meist Erkältungssymptome im Vordergrund. Im Zentrum der Behandlung der Infektion stehen die optimalen unterstützenden Maßnahmen entsprechend der Schwere des Krankheitsbildes (z.B. Sauerstoffgabe, Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes, ggf. Antibiotikagabe zur Behandlung von bakteriellen Alternativ-/Begleitinfektionen) sowie die Behandlung von relevanten Grunderkrankungen. Eine spezifische, d.h. gegen das neuartige Coronavirus selbst gerichtete Therapie steht derzeit nicht zur Verfügung.
Auf der Website des Robert Koch-Instituts finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Corona-Virus:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html
Weitere Informationen über COVID-19 erfahren Sie in dem kurzen Informationsvideo der Weltgesundheitsorganisation, das auf der Website der Multiple Sclerosis International Federation www.msif.org gezeigt wird:
https://www.msif.org/news/2020/02/10/the-coronavirus-and-ms-what-you-need-to-know/
Wir raten MS-Patienten/Innen bei Therapiefragen ihre behandelnden Neurologen rasch zu kontaktieren.
(Quelle: DMSG-NRW.de)
Experteninterview:
Nachgefragt beim Vorsitzenden im Ärztlichen Beirat des DMSG-Bundesverbandes, Prof. Dr. med. Ralf Gold, Leiter der Neurologie am Universitätsklinikum Bochum, St. Josef-Hospital:
WERDEN SIE IM KLINIKALLTAG VERMEHRT MIT FRAGEN ZUR ANSTECKUNGSGEFAHR MIT DEM CORONA-VIRUS KONFRONTIERT?
Prof. Dr. med. Ralf Gold: In den letzten Wochen zunehmend. Die Ansteckungsgefahr bestand zunächst vor allem in Städten mit großen Flughäfen und asiatischen Touristen bzw. Menschen aus Asien, die sich aus beruflichen Gründen in Deutschland aufhalten. Aber auch Norditalien-Urlauber sind mittlerweile in der Risikopopulation.
VIELE MS-THERAPEUTIKA HEMMEN DAS IMMUNSYSTEM. WELCHE PATIENTENGRUPPEN SOLLTEN BESONDERS VORSICHTIG SEIN?
Prof. Dr. med. Ralf Gold: Wir setzen keine pauschalen Immunsuppressiva mehr ein. Keinesfalls besteht pauschal ein erhöhtes Risiko. Mit gerade durchgeführten Gaben von B-Zell depletierenden Antikörpern ist für vier bis sechs Wochen eine leichte Schwäche der Immunabwehr möglich- transient (vorübergehend).
WIE KANN MAN SICH AM BESTEN SCHÜTZEN?
Prof. Dr. med. Ralf Gold: Vermeiden Sie den Kontakt mit Risikopersonen, die beruflich oder im Urlaub lange in Asien oder in Norditalien waren. Unabsehbar ist momentan noch inwieweit in (Karnevals)-Regionen mit vielen Menschenansammlungen und Kontakten in den nächsten Wochen die Virusinfektionen ansteigen. Im Gegensatz zur ‘normalen Grippe’ liegt bei der Coronavirus-Infektion häufig eine schwere Lungenbeteiligung mit der Notwendigkeit künstlicher Beatmung vor.
Wir raten MS-Patienten/Innen bei Therapiefragen ihre behandelnden Neurologen rasch zu kontaktieren.