Neue Hoffnung durch Onlinebehandlung

Depressionen bei Multipler Sklerose: Neue Hoffnung durch Online-Behandlung

Online-Programme zählen gerade für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) zu den vielversprechendsten neuen Behandlungsansätzen, um depressive Beschwerden zu lindern. Für eine groß angelegte Wirksamkeits-Studie wurde das Selbsthilfeprogramm deprexis speziell auf die Bedürfnisse bei MS zugeschnitten. Interessenten können sich jetzt für eine Teilnahme bewerben.

Für viele Menschen mit MS gehören Ähnliches FotoStimmungs-Schwankungen, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten zu den typischen Begleiterscheinungen ihrer Erkrankung. Im Schatten der MS bleiben solche depressiven Symptome oftmals unerkannt – und damit unbehandelt. In einer aktuellen Studie der Charité Universitätsmedizin in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wird derzeit ein neuer Online-Behandlungsansatz erforscht. Im Rahmen der Studie können Menschen, die neben MS an depressiven Symptomen leiden oder vermuten, eine Depression zu haben, ohne viel Aufwand über das Internet an einem Selbsthilfeprogramm teilnehmen.

Aktuelle Studien zeigen, dass das Risiko eines Menschen mit MS, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, mit ca. 25 Prozent deutlich höher ist als in der Gesamtbevölkerung. Aktuelle Zahlen aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. zeigen, dass 22,5 Prozent der befragten MS-Erkrankten in Deutschland zum Zeitpunkt der letzten Meldung für das Register unter Depressionen gelitten haben.

Dabei sind junge Menschen besonders häufig betroffen, zumal die Diagnose einer MS eine hohe Anpassungsleistung erfordert. Trotz dieser Befunde lassen sich nur die Wenigsten aufgrund ihrer depressiven Symptomatik behandeln, stellt Prof. Christoph Heesen, Leiter der MS-Ambulanz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, fest:
„Bei vielen Patienten bleiben Depressionen unentdeckt und werden daher oft auch nicht entsprechend behandelt. Neben der Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität kann das Auswirkungen z.B. auf die Einhaltung von Immuntherapien haben, was sich wiederum ungünstig auf den Verlauf der MS auswirken kann.“
Bildergebnis für Stimmungsschwankungen

Prof. Dr. Christoph Heesen und seine Kollegen Prof. Dr. Stefan Gold und Prof. Dr. Friedemann Paul an der Berliner Charité beschäftigen sich seit vielen Jahren neben den biologischen Grundlagen von Depressionen bei MS mit online-basierten Behandlungsverfahren: „Das Internet kann hier neue Ansätze bieten.
Denn zum einen erschweren MS-Symptome wie eingeschränkte Gehfähigkeit, Fatigue oder kognitive Störungen oftmals die Inanspruchnahme einer ‚traditionellen‘ Psychotherapie,“ sagt Prof. Gold, der die Forschungsgruppe Neuropsychiatrie an der Charité leitet.
„Zum anderen gibt es bislang keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit pharmakologischer Behandlungen von Depressionen bei MS. Das sind für uns wichtige Ausgangspunkte für die aktuelle Studie.“

Pilotstudie zeigt hohe Wirksamkeit

In einer ersten Studie seines Teams, Ähnliches Fotodie 2015 in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet Psychiatry“ erschienen ist, konnte gezeigt werden, dass das aus der Depressionsbehandlung bekannte Online-Programm „deprexis“ auch depressive Symptome bei Menschen mit MS reduzieren kann.
Für die aktuelle Studie, an der neben den Studienzentren in Hamburg und Berlin drei MS-Zentren in den USA beteiligt sind, wurde dieses Programm nochmal spezieller auf die Besonderheiten bei MS angepasst.
Dabei wurden gezielt auch die Erfahrungswerte von MS-Patienten wie Antje Schröder aus dem Kreis Dithmarschen miteinbezogen, die ein positives Fazit zu ihrer Studienteilnahme zieht:

“Deprexis holt einen gut ab und man kann die Zusammenhänge einzelner Kapitel gut verstehen. Die Vorschläge, die gemacht werden, um aus der täglichen Lethargie herauszukommen, finde ich sehr unterstützend und ich hoffe, dass deprexis bald dauerhaft für MS-Patienten zu nutzen ist. Mir hat das Programm sehr geholfen, ich würde es auf alle Fälle weiter empfehlen.”

Therapiemöglichkeiten

Teilnehmen können Menschen mit MS (alle Verlaufsformen) im Alter von 18 bis 65, die unter depressiver Verstimmung leiden – inwiefern depressive Symptome vorliegen, wird in einem telefonischen Erstgespräch ermittelt.
Die Studie dauert insgesamt zwölf Monate: Zu Beginn und nach den ersten drei Monaten findet jeweils eine Untersuchung am Studienzentrum (entweder in Hamburg oder Berlin) statt. Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 150 Euro. Kontakt und Anmeldung: David Schymainski für den Raum Berlin (Kontakt: idems-studie@charite.de) und Gesa Pust für den Raum Hamburg (Kontakt: idems-studie@uke.de).

Studienleitung: Prof. Dr. Friedemann Paul (AG Klinische Neuroimmunologie, NCRC), Prof. Dr. Stefan Gold (Charité Klinik für Psychiatrie, CBF), Prof. Dr. Christoph Heesen (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)

(Quelle: CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN Department of Psychiatry and Psychotherapy – 23.01.2018)

Redaktion: DMSG Bundesverband e.V. – 23.01.2018

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